1. März 2011
Kadersportler gewinnt erneut die Estonia Open
Erster Platz für Dellermann – doch die Pechsträhne des letzten Jahres ist noch nicht zu Ende
Zu den Estonia Open die in der Hauptstadt Tallinn ausgetragen wurden kamen ca. 180 Kämpfer aus Estland, Russland, Finnland, Norwegen, Lettland Israel und mit Dominik Dellermann erneut der einzige Vertreter aus Deutschland. Der TSV Kämpfer war mit seinem Trainer Werner Soßna am Freitagabend in der Hauptstadt angekommen und brachte beim Wiegen mit 70,5 kg das geforderte Gewicht locker auf die Waage. Nach dem offiziellen Wiegen bezogen die deutschen Vertreter das Hotel und begaben sich ins Restaurant zum Essen. Die Außentemperaturen lagen in diesem Jahr mit – 25 C jedoch weit unter denen der vergangenen Jahre, so dass man es vorzog in diesem Jahr keine Stadtbesichtigung zu unternehmen. Am Samstagmorgen begann das Turnier.
Nachdem Dellermann die Estonia Open im vergangenen Jahr gewonnen hatte erhielt er in der ersten Runde ein Freilos und so nutzten er und sein Trainer die Zeit sich die anderen Kämpfe anzusehen und vor allem die möglichen Gegner des TSV Kämpfers zu studieren. In Dellermanns Gewichtsklasse im Vollkontakt der Herren –71kg kämpften im Viertelfinale der Russe Maxim Krasyukov gegen den Finnen Tomi Puikkonen um den Einzug ins Halbfinale. Die Höchstadter hätten ja gerne den Finnen als möglichen Gegner gehabt, da dieser Dominik bei der EM vor zwei Jahren schon einmal besiegen konnte und der Höchstadter hier somit noch eine Rechnung offen hatte. Leider verlor der Finne gegen den Russen knapp mit 1:2 Kampfrichterstimmen und somit stand er Russe als Gegner für den TSV Kämpfer fest. Im weiteren Verlauf kämpfte in dieser Klasse ein weiterer Russe Andrei Zhuralev gegen den Norweger Janar Muttik. Auch hier behielt der Russe die Oberhand und zog mit einem 3:0 Sieg ins Finale ein. Dominik sollte am Nachmittag um den Einzug ins Finale kämpfen. Leider verschoben sich die Kämpfe wegen Verzögerungen immer mehr und da am Abend um 20.00 Uhr für die offiziellen – darunter auch Werner Soßna in seiner Eigenschaft als Weltvizepräsident der WAKO – ein Empfang beim Bürgermeister der Stadt auf dem Programm stand und das Turnier somit spätestens um 19.30 Uhr beendet sein musste wurden die letzten Kämpfe des Tages gestrichen und Dellermann musste nun am Sonntagvormittag um den Einzug ins Finale kämpfen und sollte er gewinnen am Nachmittag dann das Finale. So entschied man sich während die anderen Kämpfe langsam beendet wurden zu einer kleinen Trainingseinheit um die Muskulatur die während des Herumsitzens doch ein wenig steif geworden war zu lockern und ein paar Kampfsituationen in Bezug auf den Stil des Russen auszuprobieren. Nach dem Duschen ging es dann zum Empfang des Bürgermeisters, wo Dominik jedoch nicht so Essen konnte wie er es vielleicht gerne getan hätte, da am Sonntagmorgen noch einmal alle Kämpfer die noch kämpfen mussten erneut gewogen wurden.
Am Sonntagmorgen fand dann endlich der Halbfinalkampf gegen Andrei Zhuralev statt. Dominik war von TSV Trainer Werner Soßna optimal auf den Stil des Russen eingestellt worden. Dieser fand zu keiner Zeit in den Kampf und Dominik konnte mit seinen Kicks, gegen die der Russe kein Mittel fand, ein ums andere Mal Punkten. In der zweiten Runde musste der Russe nach einem harten Kick zum Kopf den Ringboden aufsuchen und angezählt werden. Er stand bei acht wieder auf den Beinen und hatte dann aber Glück dass der Gong zum Rundenende kam und er sich erholen konnte, denn sonst wäre der Kampf hier vielleicht schon vorzeitig zu Ende gewesen. So ging es in die dritte Runde. Auch hier war der TSV Kämpfer seinem Gegenüber klar überlegen und bestimmte den Kampf. Am Ende zog Dominik mit einem klaren 3:0 Urteil ins Finale ein. Dieses fand eine Stunde später statt. Und hier stand ihm mit Andrei Zhuralev ein weiterer Russe gegenüber. Dieser hatte den Halbfinalkampf von Dellermann gesehen und die guten Fußtechniken des Höchstadters hatten ihn scheinbar beeindruckt. So stand mit einer sehr geschlossenen Deckung im Ring um die harten Kicks zu vermeiden. Dennoch gelang es Dominik immer wieder die Deckung zu öffnen und Treffer zu landen. Auch der zweite Russe kam mit dem druckvollen Kampfstil des Deutschen nicht so zurecht, zumal Trainer Soßna in jeder Ringpause die Taktik änderte und seinen Schützling zu jeder Runde mit einer anderen Marschroute in den Kampf schickte. Das zermürbte den Russen da er sich, kaum dass er sich auf eine eingestellt hatte schon mit einer neuen konfrontiert sah. So konnte Dominik auch diesen Kampf deutlich nach Punkten für sich entscheiden und seinen Vorjahreserfolg wiederholen. Die schlechte Nachricht kam jedoch nach dem Kampf. Denn Dellermann klagte nach dem Kampf über Schmerzen in der linken Hand. Bei einer ersten Untersuchung durch den Ringarzt vermutete dieser einen Bruch des Daumenknochens. Um das genau zu klären wurde Dominik in die nahe gelegen Klinik zum Röntgen gebracht. Hier bestätigte sich der Verdacht des Arztes. Das Grundgelenk des linken Daumens war gebrochen und man verpasste dem Höchstader einen Gips. Somit ist sein Start in vier Wochen bei den Danish Open in Aalborg nun gestrichen, denn bei einer Untersuchung in Deutschland stellte sich heraus, dass der Bruch komplizierter ist und der Daumen operiert und verschraubt werden muss. Nach der Schulterverletzung in der Türkei und der Fußverletzung bei der Europameisterschaft im letzten Jahr hatten die Höchstadter eigentlich gehofft dass das neue Jahr nun wieder normal verlaufen werde. Aber scheinbar geht das neue Jahr so weiter wie das alte aufgehört hat. Das wirft Dellermann, der seine Form nach harten Trainingswochen wiedergefunden hat, natürlich zurück. Und dass, wo man sich in diesem Jahr mit dem Ziel bei der Weltmeisterschaft erfolgreich zu sein, doch so viel vorgenommen hat. Zu Hausen ahm Trainer Soßna dieses erneute Missgeschick schon wieder mit Humor. So witzelte er mit seinem Schüler dass man – wenn der so weitermacht – mit ihm nun die Kliniken der einzelnen Länder bald genauso gut kenne werde wie die Sporthallen. Bleibt nur zu hoffen, dass dies nun die letzte schwere Verletzung im WM Jahr war.